„Niermann-Raid“ ist die inoffizielle Bezeichnung eines Überraschungsangriffes eines Verbandes der [VSA]-Marine auf [Chilak], den Heimatplaneten der [Mendraner]. Offiziell wird der Angriff als Operation Morgenröte bezeichnet.
Die Operation wurde nach ihrem militärischen Leiter und Entwickler, [Admiral] [Peter Niermann] benannt. Es handelte sich bei dem Angriff um den Ersten überhaupt auf Chilak durchgeführten. Primär sollte die angerichtete Zerstörung der psychologischen Kriegsführung dienen, doch die Folgen waren weitreichender und führten schließlich zum [Frieden von Symna].
Vorbereitung:
Der militärische Schlag sollte den Willen der Menschen bekunden, hohe Verluste sowohl bei der eigenen Flotte als auch bei der gegnerischen Zivilbevölkerung in Kauf zu nehmen.
Mehrere Studien der irdischen Strategen sahen den Einsatz von [Fusionswaffen] gegen die Zivilbevölkerung vor.
Da die planetare Verteidigung von Chilak jedoch alle Raketen würde abwehren können, musste ein groß angelegter Angriff zuerst diese Verteidigung überwinden, um die Planetenoberfläche angreifen zu können.
Admiral Niermann wurde mit der Planung und den Vorbereitungen beauftragt. Im Geheimen wurde der Angriff geplant und ein Verband von Freiwilligen zusammengestellt.
Der Angriff wurde als [Himmelfahrtskommando] angesehen, weshalb es schwierig war, die benötigten Offiziere zu rekrutieren. Doch nach wenigen Monaten hatte man ein schlagkräftiges Geschwader bestehend aus zwölf [Kreuzern], fünf [Fregatten] und zwei [Schlachtschiffen] gebildet.
Die Schiffe wurden dem Angriff angepasst. So wurden die vorhandenen Jägerhangars um- und zusätzliche Verteidigungsschilde eingebaut. Die [Panzerung] wurde verstärkt und auch die Leistungsfähigkeit des Antriebs verbessert.
Die Freiwilligen unterzogen sich einem harten Training und wurden auch auf das Überleben auf fremden Welten vorbereitet, sollten sie mit ihren [Rettungskapseln] auf unbekannten Planeten aufschlagen und sich der Gefangennahmen entziehen müssen.
Durchführung:
Der Angriff startete am 25. Juli des Jahres 4 n.K.. Gleichzeitig erreichten die neunzehn Schiffe im Heimatsystem der [Mendraner] aus dem Hyperraum und machten sich angriffsbereit. Zu diesem Zeitpunkt waren sie bereits über vier Monate unterwegs und hatten nur selten den Hyperraum verlassen, um Kontakt mit der Erde aufzunehmen.
Die Vorwärtsbewegung des feindlichen Angriffes war in den letzten Jahren beinahe vollkommen zum Erliegen gekommen und es war gelungen, das Heimatsystem von den Angreifern zu befreien. Aber in den umliegenden Systemen wurde auch zu dieser Zeit noch immer gekämpft.
Nach Rücksprache mit dem Hauptquartier passierten die Schiffe [Selas] und seine Monde. Erst hier wurden sie von den Sensoren der Verteidigung erfasst. Doch die kleine Flotte schaffte es bis [Lores] bevor den [Mendranern] bewusst wurde, dass es sich bei den einfliegenden Schiffen nicht um eigene Kräfte handelte.
Die beiden [Schlachtschiffe] [SAS Buffalo] und [SAS Buenos Aires], das Flaggschiff Admiral Niermanns, begannen sofort mit der Bombardierung. Dazu drangen sie in die Atmosphäre des Planeten ein und warfen Fusionssprengköpfe mit Höhenzündern ab.
Da es keine genauen Pläne von Chilak gab und zur genauen Zielerfassung nicht viel Zeit blieb, trafen nur etwa siebzig Prozent der abgeworfenen Bomben bewohntes Gebiet oder Industrie. Viele gingen über den Meeren und Gebirgen nieder.
Allerdings trafen gleich sechs, der über dreihundert abgeworfenen Sprengköpfe [Ak’chran] und machten die Stadt beinahe dem Erdboden gleich. Alleine hier waren über 150 Millionen Tote zu beklagen.
Die Abwehr der Mendraner setzte den Angreifern schwer zu. Planetare Geschütze und schwere Kriegsschiffe schossen innerhalb kürzester Zeit die beiden Schlachtschiffe sowie einen Großteil der unterstützenden Schiffe ab.
Nur der [SAS Tokyo] und der [SAS Vienna] gelang es, sich weit genug zurückzuziehen, um in den Hyperraum gehen zu können. Vorher funkte man noch eine Durchführungsmeldung an das Hauptquartier.
Folgen:
Die massiven Verluste in der Zivilbevölkerung führten zu einem Meinungsumschwung in der Führung. Man strebte nun nach einem Frieden und setzte sich mit dem Rat in Verbindung, den man als Schlichter einsetzen wollte.
Der Niermann-Raid war zwar primär als psychologische Kriegsführung geplant, führte aber im Endeffekt durch seine verheerenden Opferzahlen zu einer schnelleren Beendigung des Krieges.
Trotzdem ist er nicht unumstritten. In allen Welten gibt es Befürworter und Gegner, die den Angriff als Kriegsverbrechen sehen. Im Zuge der Versöhnung bestätigten die Mendraner jedoch den militärischen Wert der Aktion und verurteilten den Angriff nicht.
Eingesetzte Schiffe:
Schlachtschiffe:
[SAS Buenos Aires]
[SAS Buffalo]
Fregatten:
[SAS Kuala Lumpur]
[SAS Moscow]
[SAS Qatar]
[SAS Sydney]
[SAS Tokyo]
Kreuzer:
[SAS Bern]
[SAS Bosporus]
[SAS Germany]
[SAS Lichtenstein]
[SAS Milan]
[SAS Munich]
[SAS Poitiers]
[SAS Portalegre]
[SAS San Marino]
[SAS Santa Lucia]
[SAS Valladolid]
[SAS Vienna]
SAS Tokyo:
→siehe SAS Tokyo
Die SAS Tokyo gelangte als einziges Schiff wieder zurück in den Raum der [Sol-Allianz]. Sie war zwar beschädigt, jedoch gab es an Bord keine Verluste.
Unterwegs wurde sie von einer kleinen Flotte der Isisai aufgehalten, die ihr den Durchflug, durch deren Territorium verwehrte.
Bei Erreichen des [Allianz]-Raumes war bereits ein Waffenstillstand in Kraft getreten.
SAS Vienna:
→siehe SAS Vienna
Die SAS Vienna war schwer beschädigt, als sie den Übergang in den Hyperraum durchführte. Die im Kampf erlittenen Schäden zogen auch die Triebwerke in Mitleidenschaft, sodass das Schiff schließlich den Hyperraum verlassen musste und sich konventionell fortbewegte.
Allerdings wurde es nach kurzer Zeit geortet und es bestand die Gefahr, dass die Vienna aufgebracht würde. Captain [Ashton] befahl, die Vienna zu verlassen. Von den 24 Offizieren und 289 Mannschaften hatten 295 den Kampf überlebt. Sie gingen in Kriegsgefangenschaft.
Gemeinsam mit anderen Gefangenen Militärangehörigen wurden sie auf einem Mond zur Zwangsarbeit in Lagern gehalten. Die Zustände waren katastrophal. Viele starben an Krankheiten und an den brutalen Methoden der Wachmannschaften.
Auch wurden medizinische Experimente durchgeführt, um Schwächen der menschlichen Rasse herausfinden zu können. Des Weiteren dienten die Gefangenen, als ein Versorgungsschiff nicht eintraf, als Nahrung.
Brutale sexuelle Übergriffe auf Männer aber vor allem Frauen waren an der Tagesordnung. Daher lag die Sterblichkeitsrate von Frauen in diesen Lagern bei fast 95 %.
Als die Mannschaft der Vienna nach dem [Friedensvertrag von Symna] wieder zur Erde zurückkehrte, waren noch 55 Crewmitglieder, davon zwei Frauen, am Leben.
Verluste:
Die Verluste der [Allianz]-Marine waren hoch. Doch sie waren eingeplant. Admiral Niermann ließ sein brennendes Flaggschiff evakuieren und steuerte es dann auf den Planeten, wo es in einem Wohngebiet aufschlug und explodierte.
Die [Allianz]-Marine verlor bei dem Angriff zwei Schlachtschiffe, fünf Fregatten und zehn Kreuzer. Sowie die SAS Vienna, die einen Tag später von der Besatzung zerstört wurde, um nicht in feindliche Hände zu fallen.
Während der Kampfhandlungen selbst gab es im Vergleich nur geringe Verluste von 102 Offizieren und Matrosen. Den meisten glückte das Verlassen der Schiffe mit [Rettungskapseln]. Allerdings gelang es nur achtundzwanzig Personen, sich vor der Gefangennahme zu schützen, indem sie ein Frachtschiff kaperten und damit in den Allianzraum zurückkehrten.
Von den beinahe 90.000 Offizieren und Mannschaften, die in Gefangenschaft gingen, überlebten 75.000 die Lager nicht. Nur 14.573 kehrten nach dem Krieg wieder in die Heimat zurück.
Dem gegenüber stehen die horrenden Verluste der [Mendraner]. Die auf einen Angriff dieser Größe nicht vorbereitete Wachflotte wurde beinahe vollständig vernichtet. Viele der Schiffe wurden sogar in den Dockanlagen getroffen, die dabei auch schwer Schäden davontrugen.
Die Verluste der Marine betrugen, neben über eintausend kleinen Jägern und unzähligen bewaffneten Frachtern, an diesem Tag achtzehn Kreuzer, sechs schwere Kreuzer, neun Fregatten, zwei Schlachtschiffe. Außerdem wurde ein, in Bau befindliches, Superschlachtschiff schwer beschädigt.
Genaue Opferzahlen sind nicht bekannt. Irdische Wissenschaftler gehen alleine von 205 Millionen zivilen Todesopfern aus. Dazu noch etwa 300.000 militärische Opfer sowie etwa 600 Millionen Geschädigte durch Langzeitfolgen des Kernwaffeneinsatzes.
Diese Zahlen decken sich größtenteils mit denen der vom Rat eingesetzten Kommission.
Die [Mendraner] hingegen gehen von etwa 217 Millionen Zivilisten, einer Million militärischer Opfer und beinahe einer Milliarde Langzeitgeschädigter aus.
Bewertung:
Operation Morgenröte war aus Sicht der militärischen Planer ein voller Erfolg. Nicht nur die psychologischen Ziele wurden dabei erreicht. Der unermüdliche Einsatz Niermanns führte zu einem Schock in der mendranischen Führung, der tiefschürfende Änderungen in ihrer Befehls- und Kommandostruktur hinterließ. Außerdem änderte sich die Einstellung der Bevölkerung in Bezug auf diesen Krieg grundsätzlich. Auch waren die eigenen Verluste im Verhältnis zu denen des Gegners minimal.
Die [Mendraner] hatten in der Folge mit großen politischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Flotte sann auf Rache, doch der Rückhalt der Bevölkerung war geschwunden.
Der Angriff und die damit verbundene gezielte Bombardierung von zivilen Einrichtungen wird von vielen Experten als [Kriegsverbrechen] betrachtet. Der Friedensvertrag von Symna schrieb allerdings fest, dass die [Sol-Allianz] für Beseitigung der [Kontamination] mitverantwortlich wäre und die [Mendraner] dabei unterstützen musste. Im Gegenzug verzichtete die Regierung auf Chilak auf alle [Reparationsansprüche].